Warum Fichtenzapfen am Zweig aufrecht stehen?


Jeder lernt, dass man Tannen und Fichten dadurch unterscheiden kann, dass Tannenzapfen am Zweig aufrecht stehen, während Fichtenzapfen an diesen herabhängen.

Doch im zeitigen Frühjahr (März-Mai) melden sich immer wieder aufmerksame Personen, die überrascht beobachten, dass Fichtenzapfen aufrecht am Zweig stehen.

Obwohl dieses Ereignis jedes Jahr auftritt, und es nützliche Gründe dafür gibt, bleibt es weitgehend unbemerkt und wird auch in der allgemeinen Literatur kaum erwähnt.

 
 (links) Pollen- & (rechts) Blütenzapfen Likiangfichte   Blütenzapfen unserer heimischen Fichte kurz nach der Bestäubung                                                                        

Zunächst einmal wachsen sowohl männliche, als auch weibliche Zapfen an einem Baum heran. Wenn sie noch ganz jung sind, sind sie meist rot gefärbt. Und beide sind überwiegend aufwärts gerichtet. 

Die männlichen Pollenzapfen tragen den feinen Pollen, der zur Reife in Massen als gelber Staub vom Wind zu den weiblichen Blütenzapfen getragen wird. (Nach Abgabe der Pollen hängen die Pollenzapfen schlaff am Zweig herab.)

Die weiblichen Blütenzapfen sind zu diesem Zeitpunkt nur wenige Zentimeter groß, aber durch ihre rote Farbe gut sichtbar. Sie stehen mit weit geöffneten Schuppen aufrecht am Zweig und erwarten die Ankunft des männlichen Pollens. In dieser exponierten Position, aufrecht stehend, kann der Pollen den Zapfen viel besser erreichen, als würde er unter einem Zweig herabhängen. Und er erreicht auch besser die Samenanlage auf der Samenschuppe, die es mit dem Pollen zu befruchten gilt, damit daraus dann später der Samen erwachsen kann. Das ist der Sinn, warum die Blütenzapfen der Fichte zunächst aufrecht stehen.

Nach der Blütezeit schließen sich die Schuppen und ein rasantes Längenwachstum setzt ein. Der Zapfen wird schwerer und beginnt, nach unten zu kippen und hängt schließlich herab. 


 heranwachsende, durch das zunehmende Gewicht herabkippende Samenzapfen unserer heimischen Fichte      


Er wechselt seine Farbe von rot zu grün. Ausgewachsene Zapfen unserer heimischen Fichte erreichen Längen von 15-22 cm Länge.   

Im Herbst sind dann die Samen reif, weshalb der Zapfen dann Samenzapfen genannt wird. Die Schuppen beginnen zu verholzen. Und schließlich öffnen sich die Zapfen bei Sonnenschein und lassen die Samen vom Wind in die Welt hinaus tragen. Nach und Nach fallen die Zapfen dann auch von den Bäumen. 

Frische Zapfen eignen sich hervorragend für eine rustikale Weihnachtsdekoration.


  herabhängende, reife und verholzte Samenzapfen der heimischen Fichte (Picea abies)                    22 cm großer Samenzapfen