Die wichtigsten Kiefern

 
 
 
Langlebige Kiefer (Pinus longeava)
 
Obwohl die "Langlebige Kiefer" bereits 1971 als eigene Art von der Grannenkiefer (Pinus aristata) wegen geringfügiger
morphologischer Unterschiede abgetrennt wurde, konnte sich der neue Name und die Auffassung über die Stellung in
der Nomenklatur bis heute nicht entgültig durchsetzen.
 
   
(Foto: "baumläufer") Pinus longeave                  weiße Harzflocken auf den Nadeln, lange Grannen an den Zapfen bei Pinus aristata                                                     
                                                                           
In Amerika werden beide volkstümlich "Bristlecone pine" genannt, und man darf wohlwollend annehmen, dass sich der
Titel "Staatsbaum von Nevada" auf beide Arten bezieht.
Und diesen Titel müssen sie sich auch noch mit einer anderen Kiefer teilen, auf die ich ganz am Schluß noch mal
zurückkommen werde.
Berühmt geworden ist diese Kiefer 1964 zunächst durch ein kleines Missgeschick eines jungen Studenten und eines
daraus resultierenden handfesten Skandals.
Donald R. Currey wollte anhand der Jahresringe historische Klimadaten sammeln. Mit einem Zuwachsbohrer sollte 
ein Milimeterdicker Bohrkern entnommen werden - für den Baum unschädlich.
Doch der Student hatte diesen verloren und beantragte deshalb eine Fällung des besonders alt aussehenden
"Prometheus" - und erhielt die Genehmigung.
Die amtliche Auswertung der Altersringe ergab ein unfassbares Alter von 4862 Jahren - älter als die Pyramiden!
Durch den öffentlichen Druck wurden die ältesten Bestände dieser Kiefer unter Schutz gestellt.
Der älteste noch lebende Baum heisst Methusaleh und steht in den White Mountains (Kalifornien). 2001 wurde ein
Alter von 4767 Jahren festgestellt - mehr als 100 Jahre jünger als der gefällte Prometheus, der unwiederbringlich 
verloren ist.
 
 
(Foto: "baumläufer") Bäume älter als die Pyramiden am Methusalem walk                                               
 
Diese langsam wachsenden Bäume, die in den Baumgrenzregionen der Rocky Mountains zu Hause sind, sehen eher
wie abstrakte Kunstwerke aus. Nur wenige dunkelgrün benadelte Zweige an den ansonsten grauen Torsos zeugen von
Leben.
 
 
 
Pinie (Pinus pinea)
 
Keine Kiefer hatte jemals so viel Einfluss auf die Kultur, Kunst und Architektur wie die Pinie.
Die schirmförmige, malerische Krone macht ihn zu dem Charakterbaum des Mittelmeers.
Bereits 2000 v. Chr. wurden die Pinienkerne als Nahrungsmittel genutzt. Heute, 4000 Jahre später, sind sie immer
noch ein wichtiger Bestandteil der mediterranen Küche.
Der geschlossene Zapfen, in dessen Inneren die Samen geschützt verwahrt werden, wurde schnell zu einem Symbol
der Fruchtbarkeit und ein Sinnbild für den Phallus.
 
      
geschlossene Pinienzapfen                                                Pinien in der Süditalienischen Provinz
 
Große Bedeutung gewann er in der griechischen Mythologie. So krönte er den Thyros-Stab des Gottes Dionysos, dem
Gott der Vegetation und der Fruchtbarkeit der Natur.
In der christlichen Deutung steht er für die Fülle und das Fortdauern des Lebens, letztlich sogar für die Unsterblichkeit
der Seele.
Zunächst als religiöses Symbol, später als ästhetisches Kunstobjekt, erlangte der Zapfen auch in der Kunst und
Architektur Bedeutung.
Am berühmtesten ist wohl der riesige, fast 4 m hohe Bronzepinienzapfen in den vatikanischen Höfen.
Doch auch an Hausfassaden und der Inneneinrichtung, sowie als Terracottasculptur in Gärten wird der Pinienzapfen
immer wieder als Motiv verarbeitet.
 
   
Venezianisches Treppenschmuckelement                                                    Kronenleuchter in der Alabastermoschee in Kairo
 
 
 
Waldkiefer (Pinus sylvestris)
 
Die Waldkiefer ist für uns hierzulande ein unspektakulärer Baum. Markenzeichen ist die leuchtend rote Rinde. 
Diese genügsame Kiefer ist sehr anpassungsfähig und kommt auch mit sehr tiefen Temperaturen gut zurecht.
Man kann diese Art als den Gewinner der Eiszeit bezeichnen. Nach dem Rückzug der Gletscher besiedelte sie
gesamt Nordeurasien und dringt im Süden bis zum Mittelmeer, Persien und die Mongolei vor.
Von allen Kiefern erreicht sie somit den größten Bestand und das ausgedehnteste Verbreitungsgebiet.
Obwohl das Holz eher von durchschnittlicher Qualität ist, ist es wohl das meistverwendete Nutzholz überhaupt.
Das Kuratorium "Baum des Jahres" hat die Waldkiefer 2007 zum "Baum des Jahres" gewählt.
 
(Foto: "baumläufer") So schön kann die heimische Waldkiefer sein         
 
 
Zuckerkiefer (Pinus lambertiana)
 
Diese Art besitzt die höchsten und mächtigsten Bäume aller Kiefern. Laut verschiedener Quellen wurden angeblich
Bäume mit Höhen bis zu knapp 90 m vermessen. Damit würden sie zu den 5 größten Bäumen der Welt zählen.
Zudem bildet diese Kiefer die längsten Zapfen aller Nadelgehölze.
Der in den westlichen USA bis Nordwest-Mexiko heimische Baum ist ein wichtiger Nutzholzlieferant.
Zeitweise wurde die Art allerdings durch den aus Europa eingeführten "Blasenrost" in seinem Bestand bedroht.
 
 
 
Mädchenkiefer (Pinus parviflora)
 
Der Name "Mädchenkiefer" hätte besser "Bonsaikiefer" lauten sollem, denn bei diesem Baum handelt es sich um
den Prototypen und Inspirateur der Bonsaikunst. Diese einst in China vorentwickelte Kunst, wurde in Japan auf
das heute bekannte Niveau verfeinert.
Kiefern sind die anspruchsvollsten und angesehensten Bonsaibäume. Bereits in der Natur entwickeln sie an
Extremstandorten bizarre Kronenformen. 
Die Mädchenkiefer ist die meistverwendete Bonsaikiefer. Die wertvollsten Bonsais dürften allerdings alte japanische
Schwarzkiefern (Pinus thunberghii) sein.
 
 
 
Großzapfige Nußkiefer (Pinus maximartinezii)
 
Nachdem die Pflanzenjäger über hundert Jahre lang die Weiten des amerikanischen Kontinents durchstreift hatten,
musste man eigentlich davon ausgehen, dass zumindest alle auffälligen Kiefernarten entdeckt worden sind.
Mit dem Glück des Tüchtigen gelang 1963 dem mexikanischen Botaniker Jerzy Rzedowski, Entdecker und
Beschreiber seltener Kiefernarten, ein wahrhaft spektakulärer Fund.
Während einer Rast schlenderte er über den Markt von Juchipilla, einem abgelegenen Kaff in der Provinz von
Zacatecas (Mexiko).
Dort wurden neben Obst und Gemüse auch ungewöhnlich große Pinienkerne angeboten, die mit 2,5 cm Länge
deutlich größer waren als die von jeder anderen bekannten mexikanischen Nußkiefer.
Der aufgeregte Wissenschaftler ließ sich über 12 km durch unwegsames Gelände zu einer abgelegenen Gegend 
führen, auf der in lockerem Bestand kleine Bäumchen standen, an denen aber massive, 25 cm lange und bis 
1 kg schwere Zapfen hingen.
Da Jerzy Rzedowski seinen Namen schon einer anderen Kiefer verliehen hatte (schwerer Fehler), benannte er
seine neue Entdeckung nach seinem Freund und Mentor Maximo Martinez.
Insgesamt zählt der Bestand der Großzapfigen Nußkiefer etwa 2000 Exemplare und ist somit die seltenste Kiefer
mit dem kleinsten Verbreitungsgebiet.
 
      
(Foto: "Eichenjoker") Zapfen 28 cm lang                                             Jungtriebe und Nadelkranz
 
 
 
Sumpfkiefer (Pinus palustris)
 
Der amerikanische Name "longleaf pine", also "Langnadelige Kiefer" ist der eigentlich passendere Name. Er bringt
das Markenzeichen dieses Baumes auf den Punkt: die hellgrünen, bis 45 cm langen Nadeln - die längsten aller
Kiefern!
 
   
junge Sumpfkiefer im Gewächshaus in Gera/Liebschwitz                                      weiße Knospe
 
Die Sumpfkiefer ist sogar zweifacher Staatsbaum, nämlich von den Bundesstaaten Alabama und North Carolina.
Heimisch im heißen Südosten US-Amerikas, benötigt dieser Baum Waldbrände für seine natürliche Verjüngung.
Um nicht selbst Opfer der Flammen zu werden, hat er eine ausgefeilte Wachstumsstrategie entwickelt:
Der Sämling wächst nicht empor, sondern seine Keimblätter und ersten Nadeln wachsen scheinbar direkt aus dem
Boden, so dass sie wie Grasbüschel aussehen. Derweil entwickeln sich die Wurzeln außerordentlich kräftig und
liefern so die notwendigen Nährstoffe für den anschließenden Wachstumsschub, der die Jungpflanzen
hochschießen läßt und die Krone so vor den besonders heißen Temperaturen schützt.
Der gerade Wuchs und der Harzgehalt macht dieses Holz zum qualitativ besten aller Kiefern.
Trotzdem wird der Baum nicht so stark genutzt wie andere, da die Verjüngung schwierig ist.
 
 
 
Kanarische Kiefer (Pinus canariensis)
 
Keine andere Kiefer weltweit hat eine ähnliche Bedeutung für das sie umgebende Ökosystem wie die kanarische Kiefer.
Auf den Hochlagen der westlichen Kanarischen Inseln endemisch, kämmt sie die Passatwolken mit ihren langen
Nadeln aus und bildet so als wichtigster Wasserlieferant die Grundlage für die üppige Vegetation unterhalb der
ausgedehnten Kiefernwälder. 
Als einzige Kiefer hat sie die Fähigkeit, aus verkohlten Stämmen wieder auszutreiben. Überhaupt zählt sie zu den
feuerresistentesten Bäumen überhaupt.
 
       
(Foto: "coulterpine") verkohlte Kiefern treiben aus                                 (Foto "coulterpine") Die "Pino Gordo" auf Teneriffa
 
 
 
Monterey Kiefer (Pinus radiata)
 
Diese schnellwüchsige Kiefer, die nur in einem ganz kleinen Territorium in der Nähe der Stadt Monterey natürlich
vorkommt, hat erst durch den Menschen zu ihrer heute weiten Verbreitung gefunden. Einst geografisch isoliert,
brachten Versuchspflanzungen das große wirtschaftliche Potential dieses Baumes zu Vorschein.
Heutzutage wird diese Kiefer weltweit in klimatisch geeigneten Ländern intensiv forstwirtschaftlich genutzt, so z.b.
massiv in Spanien, Südafrika, Neuseeland und Chile.
Sie ist der schnellwüchsigste Baum aller Kiefern und zudem bezogen auf ihr natürliches Verbreitungsgebiet
die expansivste Nutzholzart.
 
   
Monterey Kiefer Solitär                                                                            die Zapfen gehören zu den attraktivsten überhaupt
 
 
 
Tempelkiefer (Pinus bungeana)
 
Dieser Baum ist der wichtigste der 7 heiligen Tempelbäume in China.
Sein Markenzeichen ist die wie bei Platanen abblätternde Rinde, wodurch ein buntgescheckter Stamm entsteht,
wie ihn ähnlich nur die schwerer zu kultivierende Chilgoza Kiefer (Pinus gerardiana) aufweist.
 
             
platanenartiger Stamm                                                                                  typisch mehrstämmiger Baum
 
 
 
Tränenkiefer (Pinus wallichiana)
 
Diese Kiefer, auch als Himalaya Kiefer bekannt, erreicht auf dem Dach der Welt die höchsten Lagen aller Kiefern.
Noch in einer Höhe von bis zu 4.000 m ist sie zu finden.
Ihren Namen verdankt sie keiner traurigen Geschichte, sondern den Harztropfen, die in der Sonne an den Zapfen
glänzen.
Sie liefert ein wertvolles Nutzholz und bildet die längsten Zapfen aller Kiefern der "alten Welt".
 
     
50 m hohe Tränenkiefer                          hängende Nadeln sind das Markenzeichen dieses Baums
 
 
 
Einnadelige Nußkiefer (Pinus monophylla)
 
Dieser zierliche Baum hat ein Alleinstellungsmerkmal: Als einzige Kiefer hat nur sie eine einzige Nadel im Bündel.
Vermutlich eine Folge der großen Trockenheit der niederen Gebirgsebenen Nevadas. Durch die Verringerung der
Verdunstungsoberfläche kommt sie mit deutlich weniger Wasser aus.
Gemeinsam mit der "Bristlecone pine" (Pinus aristata oder Pinus longeava s.o.) teilt sie sich den Titel des
Staatsbaums von Nevada.
 
solitäre Einnadelige Kiefer am Fuße des Mt. Charleston Massivs